EU-Annäherung
Albanien will Ehe für Homosexuelle einführen
(42) Von Thomas Roser 20. August 2009, 17:31 Uhr
Das albanische Parlament soll nach der Sommerpause die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren. Premierminister Sali Berisha will mit dem Gesetz Europa imponieren. Doch der Vorschlag ist umstritten. In dem muslimischen Land war Homosexualität bis 1995 verboten und ist bis heute nicht gesellschaftlich akzeptiert.
Als Meister der Kehrtwende hat sich Albaniens Premier Sali Berisha in seiner Karriere vom Leibarzt des kommunistischen Autokraten Enver Hodscha bis zum konservativen Regierungschef oft erwiesen. Doch mit seinem jüngsten Husarenstück überrumpelte der 74-Jährige selbst seine Anhänger. Ausgerechnet der Mann, der sonst für traditionelle Familienwerte streitet, kündigte ein Gesetz zur Legalisierung der Homo-Ehe an, das das Parlament nach der Sommerpause absegnen soll.
Bis 1995 waren homosexuelle Beziehungen in Albanien strafrechtlich verboten. Die Aussicht, dass nun ausgerechnet Tirana sich zum Vorkämpfer der Gleichberechtigung von Homosexuellen auf dem Balkan aufschwingen könnte, stößt bei den 3,1 Millionen Einwohnern auf eher skeptischen Widerhall. „Dies ist eine Schande, kein Gesetz“, schäumt Shkelqim Muca, der Vorsitzende von Albaniens muslimischer Gemeinschaft. Die Ehe vereine zwei Menschen unterschiedlicher Geschlechter – und sei für gleichgeschlechtliche Verbindungen „nicht zu akzeptieren“, ärgert sich Monsignor George Frendo von der katholischen Kirche.
In den Staaten der Region haben Homosexuelle einen eher schweren Stand. Selbst beim EU-Anwärter Kroatien bekannte kürzlich rund die Hälfte befragter Homosexueller, dass sie schon einmal zum Opfer von verbaler und physischer Gewalt geworden seien. 80 Prozent verheimlichen ihre sexuelle Orientierung. Bürgerrechtsgruppen in Albaniens Hauptstadt Tirana bezeichnen die von Berisha angekündigte Vorlage denn auch als „wichtigen Schritt zur Emanzipation der albanischen Gesellschaft“.
Die Unterstützung des Premiers für die Homo-Ehe wertet der Publizist Gjergj Erebara indes nicht als Ausdruck albanischer Offenheit, sondern eher als „Symbol des nationalen Pragmatismus“. Der zielt vor allem auf die EU-Ambitionen des Landes. Es ist Brüssel, das die Staaten der Region zum Kampf gegen die Diskriminierung von Minderheiten drängt.
So verabschiedete das Parlament in Bosnien-Herzegowina im Juni ein neues Antidiskriminierungsgesetz gegen den heftigen Widerstand der Religionsgruppen: Die Kirchenfürsten fürchten, dass es als Basis zur späteren Legalisierung von Homo-Ehen dienen könnte. Bereits im März beschloss Serbiens Parlament zum Ärger der orthodoxen Kirche ein neues Antidiskriminierungsgesetz. Erstmals seit 2001, als Hooligans die letzte Belgrader Gay-Pride-Parade blutig auseinanderprügelten, will die Homo-Szene der Hauptstadt im September wieder einen öffentlichen Protestzug wagen.
was hält ihr davon.
das ist doch eklig.